KODEX
der Unternehmensleitung von Familien- und Stiftungsunternehmen
Leitlinien zur Executive Governance für familienexternes Management
Executive Governance
Das persönliche Verhalten der Manager ist ein unverzichtbarer Teil einer guten Unternehmensführung und entscheidend für den nachhaltigen Erfolg der Unternehmen. Ausgewählte Top-Führungskräfte namhafter Familien- und Stiftungsunternehmen haben nun ihr Selbstverständnis in einem Kodex der Executive Governance formuliert und die bestehende Lücke innerhalb der Governance geschlossen. Der Kodex komplementiert somit die entsprechenden Regelwerke der Unternehmen, Unternehmerfamilien, Gesellschafter und Investoren, die ihrerseits die Corporate Governance und Family Governance in entsprechenden Kodizes etabliert haben.
Der »Kodex der Unternehmensleitung von Familien- und Stiftungsunternehmen« ist ein freiwilliger Leitfaden für die verantwortungsvolle Führung von Familien- und Stiftungsunternehmen. Er muss auf die spezifische Situation hin individuell angepasst werden.
Der Kodex
- stiftet Identität und regt die Selbstreflexion an,
- konkretisiert den besonderen Kern der Tätigkeit als familienexternes Management und macht ihn so für andere greifbarer,
- dient der Selbstverpflichtung der familienexternen Unternehmensleitung,
- gibt Auswahlkriterien für externes Management an die Hand,
- unterstützt Nachwuchskräfte als Orientierungshilfe für eine erfolgreiche Karriere im Management,
- ist ein Baustein zur Bewertung guter Unternehmensführung.
Das Möbiusband – Symbol der besonderen Einheit und Verbundenheit.
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KODEX
der Unternehmensleitung von Familien- und Stiftungsunternehmen
Leitlinien zur Executive Governance für familienexternes Management
Präambel
Der »Kodex der Unternehmensleitung von Familien- und Stiftungsunternehmen« stammt von familienexternen Führungskräften und richtet sich an eben solche Persönlichkeiten, die sich ihrer besonderen Verantwortung bewusst sind und die für sich selbst und ihre Mitarbeiter Verhaltensleitlinien erstellen möchten.
Die nachfolgend aufgeführten Leitlinien bilden unseren Anspruch und unser Selbstverständnis als familienexterne Führungskräfte [1] ab. Damit sind sie die ethische Grundlage unseres Handelns. Sie verstehen sich als Denkanstoß und Rahmenwerk, welches an die jeweilige individuelle Situation des Unternehmens und der Eigentümer angepasst werden sollte; dies gilt vor allem bei börsennotierten Unternehmen, für die sich besondere Anforderungen an das Verhalten des Managements ergeben.
Als externe Führungskräfte in Familien- und Stiftungsunternehmen [2] tragen wir eine besondere Verantwortung dem Unternehmen, der Eigentümerfamilie bzw. Stiftung, den Mitarbeitern und dem Umfeld gegenüber. Auch ohne Mitglied der Familie zu sein, identifizieren wir uns stark mit dem Unternehmen, seinen Werten und Zielen. Dabei ist unsere Tätigkeit für uns Beruf und Berufung zugleich.
Jenseits der hier dargelegten Leitlinien gelten für uns alle Anforderungen an ein professionelles Management. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass wir stets nach Recht und Gesetz handeln. Damit verbunden ist auch die Umsetzung eines effektiven und effizienten Compliance-, Chancen- und Risikomanagements.
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[1] Sollten in diesem Dokument geschlechtsspezifische Bezeichnungen genutzt werden, so beziehen diese sich immer explizit auf alle Geschlechter.
[2] Im Folgenden werden Stiftungsunternehmen, mithin Unternehmen, deren Anteile von einer Stiftung gehalten werden, unter dem Begriff Familienunternehmen subsumiert, da Stiftungen als Gesellschafter konzeptionell die Werte und Vorstellungen der Inhaber ohne zeitliche Limitierung in die Zukunft tragen.
1. Wir sichern den langfristigen Erfolg des Unternehmens.
Unser oberstes Ziel ist die Sicherung des Unternehmens für zukünftige Generationen von Eigentümern und Mitarbeitern sowie für andere relevante Interessengruppen.
Der Erfolg des Unternehmens fußt auch auf der langfristigen Zufriedenheit unserer Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und anderer Partner. Daher berücksichtigen wir neben den Interessen der Eigentümer auch deren Belange.
Um uns nachhaltig erfolgreich am Markt behaupten zu können, entwickeln wir das Unternehmen, insbesondere das Leitbild, das Geschäftsmodell, die Organisation und die Prozesse kontinuierlich weiter. Durch deren fortlaufende Überprüfung und Anpassung stellen wir die Resilienz des Unternehmens sicher.
Wir gehen kalkulierte unternehmerische Risiken ein. Dabei setzen wir uns mit maximalem Engagement zum langfristigen Wohl des Unternehmens ein und werden den Erwartungen der Eigentümer an die strategischen Ziele gerecht.
Ein tiefes Verständnis der Kultur und der Werte des Unternehmens ist uns besonders wichtig. In Abstimmung mit der Eigentümerfamilie entwickeln wir beides zusammen mit den Mitarbeitern ständig weiter.
2. Wir sind die Brücke zwischen Unternehmen und Eigentümern.
Unsere besondere Beziehung zu den Eigentümern pflegen wir aktiv. Wir kennen deren Interessen, Werte und Ziele und bringen die strategische Ausrichtung des Unternehmens bestmöglich mit diesen in Einklang. Wir wissen auch um die Individualinteressen von einzelnen Eigentümern und behandeln alle angemessen und mit Respekt. Wir beteiligen uns an der Entwicklung eines fairen Interessenausgleichs.
Wir haben dabei die wirtschaftlichen Erwartungen der Eigentümer ständig im Blick und streben eine ausgewogene Ergebnisverwendung zwischen Eigentümer- und Unternehmensinteressen an. So sichern wir die Finanz- und Investitionskraft des Unternehmens langfristig.
Wir schaffen ein gemeinsames Verständnis mit den Eigentümern über die Art und Weise der Zusammenarbeit sowie zu Zielen, Erwartungen und Verhaltensweisen. Dies gilt auch für die interne und externe Kommunikation sowie für den Umgang mit Familienmitgliedern als Mitarbeiter auf allen Ebenen des Unternehmens.
3. Wir setzen uns für eine professionelle Governance ein.
Wir setzen uns für klare Regeln und eine gute Governance von Unternehmen und Eigentümerfamilie ein, die als Leitplanken für unser Handeln dienen.
Wir schätzen ein professionell besetztes, kompetentes Beirats- oder Aufsichtsgremium und arbeiten in wechselseitigem Respekt eng zusammen.
Die Ergebnisse unserer Tätigkeit berichten wir den Eigentümern und/oder den eingesetzten Gremien regelmäßig. Unser Transparenzverständnis beinhaltet auch die angemessene Unterrichtung der Mitarbeiter über die Geschäftsentwicklung des Unternehmens.
4. Wir bewahren unsere Unabhängigkeit.
Als familienexternes Management können wir frei von familiären Zwängen handeln. Dabei entscheiden wir verantwortungsbewusst, unternehmerisch und umsetzungsorientiert.
Wir vertreten unsere persönliche und faktenorientierte Meinung zum Wohle des Unternehmens auch gegenüber den Eigentümern. Dabei wägen wir mögliche Vor- und Nachteile unterschiedlicher Positionen ab und geben klare Empfehlungen. Widersprüche und Konflikte sprechen wir offen an.
Wir stehen zu unserer Verantwortung, zu unseren Entscheidungen und deren Konsequenzen. Dabei respektieren und akzeptieren wir das letztendliche Entscheidungsrecht der Eigentümer. Im Falle unvereinbarer Positionen kann unsere Unabhängigkeit auch die Niederlegung der Funktion erfordern.
5. Wir agieren verantwortungsbewusst.
Wir nutzen die uns anvertrauten Ressourcen mit Augenmaß, investieren unternehmerisch und vermeiden Verschwendung. Unser Denken und Handeln ist an ökonomischen, ökologischen und sozialen Grundsätzen orientiert und auf nachhaltigen Geschäftserfolg ausgerichtet. [3]
Ein faires und in sich stimmiges Gehalts- und Vergütungssystem ist uns wichtig.
Mit unserem persönlichen Handeln sind wir Vorbild im Unternehmen.
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[3] Eine mögliche Leitlinie können individuell relevante Teile der UN Sustainable Development Goals sein.
Die Kodex-Kommission
Die Kodex-Kommission der Stewardship-Gesellschaft setzt sich aus Experten für Familienunternehmen zusammen, die ihre Erfahrungen als operativ tätige Vorstände, Geschäftsführer, Beiräte, Aufsichtsräte und Wissenschaftler einbringen:
- Dirk Barnard, ehemaliges Mitglied des Vorstandes der Unternehmensgruppe Theo Müller und der Schwarz Gruppe
- Rainer Berthan, Vorstandsvorsitzender der Bauerfeind AG
- Thomas Borst, Aufsichtsrat, Beirat und ehemaliger CSO der ebm-papst Gruppe
- Mike Bucher, Vorstandsvorsitzender der Schöck AG
- Prof. Dr. Birgit Felden, Aufsichtsrätin, Vorstand von ArMiD e.V.
- Prof. Dr. Heinz-Walter Große, ehemaliger Vorstandsvorsitzender B. Braun
- Prof. Dr. Hanns-Peter Knaebel, CEO Familienunternehmen
- Dr. Marc Konieczny, Geschäftsführender Gesellschafter der Interconsilium GmbH & Co. KG, Aufsichtsrat der Snoopstar GmbH, Beirat-BW e.V.
- Prof. Dr. Claudia Leimkühler, Hochschullehrerin, Beirätin Merz Holding GmbH & Co. KG
- Dr. Matthias Metz, Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Zwiesel Kristallglas AG
- Andreas Ronken, CEO der Alfred Ritter GmbH & Co. KG
- Dr. Christoph Schücking, Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der Freudenberg SE
- Dagmar Steinert, CFO der Fuchs Petrolub SE, Mitglied des Aufsichtsrats ZF Friedrichshafen AG
- Melanie Thomann-Bopp, Geschäftsführung Nolte Küchen & Express Küchen GmbH & Co. KG, Mitglied des Aufsichtsrats der Hornbach Baumarkt & Hornbach Holding AG
- Dr. Marc Viebahn, Geschäftsführender Gesellschafter der Interconsilium GmbH & Co. KG
- Suzanne Wahab, Konzerngeschäftsführung Familienunternehmen
Unterstützer des Kodex
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Die Satzung können Sie hier herunterladen.